Editorial

Aus der Abizeitung (S.3)


Was ist die Matrix? Eine Frage auf die wir in dreizehn Jahren (bei manchen auch ein bisschen mehr) Schule keine Antwort bekamen. Was ist das Abitur? Genau wie die Matrix eine Aneinanderreihung von Zahlen, von der eigentlich niemand weiß was sie genau zu bedeuten haben. Eigentlich haben Matrix und Abitur sowieso vieles gemeinsam. 12 Jahre lang ist es nur eine Illusion, weit hinten am Horizont, solange, bis man plötzlich aus seinem Schlaf gerissen und irgendwann im Mai in die Abiturprüfungen geschmissen wird. Spätestens dann sitzt man mittendrin im Trouble, und alles was Rotstifte besitzt ist plötzlich hinter einem her. Doch damit nicht genug, Abi heißt nicht einfach Abi, auch Begleitsymptome wie AbiWoEnden, Abiparties, Carpe Noctem, Faschingszug, Abifahrt, AbiBall, AbiScherz, AbiVerabschiedung und nicht zuletzt die AbiZeitung wollen organisiert werden. Alles in allem ist es als würde man in schwarzen Lederklamotten durch eine amerikanische Großstadt laufen und versuchen nicht unter die Räder zu kommen. Auch das Ende des Films kommt dem Gefühl, das man mit seinem endgültigen Ausscheiden aus der Schule verbindet, sehr nahe. Der Satz "System Failure" trifft den Zustand kurz nach den Klausuren, in welchem man zu nicht mehr viel Konstruktiven fähig ist, recht gut. Danach folgt die große Leere. Früher lebte man fest verwurzelt in einer Welt geprägt durch Familie, Freunde und Schule, wobei die Schule für den alltäglichen Tagesablauf bestimmend war. Eben eine Konstante, auf die man bauen, mit der man rechnen konnte. Mit dem Abitur und dem Ende der Schule zerbricht diese Welt allmählich in kleine Stücke. Die vorgeprägte Welt ist zwar lästig und steht im völligen Gegensatz zu jeglichem Freiheitsstreben, andererseits ist die Vorstellung völlig frei ohne diese Werte, Grenzen zu leben, ins scheinbare Nichts zu laufen, ohne zu wissen was, wie oder wohin nicht weniger erschreckend. Na, erinnert das nicht sehr an den Hollywoodstreifen, doch damit nicht genug, genau wie im Film geht es um die Existenz, um die Frage, wer bin ich, woher komme ich und wohin gehe ich, und nicht zuletzt geht es ums nackte Überleben. Viele unserer Mitschüler haben das Ziel ABI nicht erreicht, für die meisten jedoch kein Grund aufzugeben, und so haben sie sich neue Ziele gesetzt, und genau das müssen wir nun auch. Doch welche Ziele? Wo liegt unsere Aufgabe? Für was sind wir "auserwählt"? Fragen über Fragen, die uns das Leben hoffentlich beantworten wird. Viele, die einen langen Weg mit uns gegangen sind, scheiden nun von uns und wir können ihnen nicht mehr mitgeben als die Erinnerungen an gemeinsam Erlebtes und unsere besten Wünsche für die Zukunft. Die Zukunft ist ungewiß das Ende offen, genau wie im Film. Wir werden viel vermissen und vieles werden wir vergessen, was in unserem Schulleben passiert ist, doch eines vergessen wir nie, das wichtigste im Leben ist es, nie aufzuhören, die Dinge zu hinterfragen, eben wie im Film. Mit einem Unterschied: Die Fiktion der Filme muss Sinn machen, das Leben nicht.

Die K13 wünscht allen folgenden Jahren alles Gute auf dem Weg zum Abitur.
Yesterday is history,
Tomorrow a mystery,
And today is a gift,
that’s why it’s called present.

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